Guiders wird 10 Jahre alt. In unserer Reihe 10 Jahre guiders stellen wir Angebote von Guides vor, die uns und unsere Kundinnen und Kunden über all diese Jahre treu begleitet haben. Heute: der Wildniskurs als Survival Training im Allgäu. Das Wort hat unser Guide Rainer.

Seit meiner Jugend hatte ich den Traum, in die kanadischen Wälder zu ziehen und dort ein Blockhaus zu bauen und in der Wildnis zu leben. Nach meiner Schulzeit war ich dann für ein halbes Jahr in Kanada und habe meine Ideen verwirklicht. Das Leben in der Wildnis ist ein guter Lehrmeister für die Survival Techniken, die ich dann auch gerne an alle Interessenten, die eine Expedition oder Wildnis Tour planen, weiter geben möchte. Seitdem bin ich jedes Jahr für längere Zeit im Yukongebiet unterwegs und führe dort Kanutouren mit Gästen auf den Wildnis Flüssen durch.

Vor etwa 20 Jahren wurde ein Konzept für eine Natur-und Wildnis-Schule entwickelt, dabei wollte ich neben Kursen über Wildkräuter, Pilze und  Wildtiere auch die Survival Techniken als einen mehrtägigen Kurs anbieten. Das Interesse bei den Teilnehmern war sehr groß und auch die TV Sendungen bei Südwest Fernsehen, Bayerischem Fernsehen und Allgäu TV halfen, die Workshops bekannt zu machen. 

  • Der Reiz beim Survival ist die Fähigkeit, mit wenigen Mitteln so zu improvisieren, dass wir das bestmögliche damit herausholen können. Dabei lernen wir viele handwerkliche Fertigkeiten, die bereits unsere Ahnen in der Steinzeit beherrschten, wieder kennen und schätzen.
  • Mit der Kenntnis und genügend Übung über die Survival Techniken hat man das Gefühl, dass wir wieder selbständiger und unabhängiger sein können. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert und die Achtung vor der Natur wächst.
  • Es ist unausweichlich, dass eine Müdigkeit und Sättigung zur hochtechnisierten Welt eintreten muss! Gegen die Überflutung der Reize durch die Medien und gegen eine „Burn- Out“ Arbeitswelt muss ein Ausgleich geschaffen werden. Die Rückbesinnung auf unsere Basiswerte schafft damit eine schöne Balance.
  • Ich arbeite als Natur Pädagoge auch sehr viel mit Kindern und Jugendlichen. Dabei ist deutlich eine eklatante „Wissenserosion“ über die Natur-Themen zu beobachten. 
  • Aber auch für die Erwachsenen ist die Survival-Kunde ein guter Einstieg, sich wieder mit den Natur-Themen zu beschäftigen, z.B. die Wildkräuter kennen zu lernen, über Bäume und Tiere etwas zu erfahren, giftige Pilze zu erkennen etc.
  • Feuer zu entfachen, ist eines der spannendsten Kapitel der Survival Techniken. Dabei kann man seine Fähigkeiten selber testen und verfeinern. Welche Materialien sind guter Zunder, wo finde ich trockenes Holz bei Regenwetter, welche Feuerart brauchen wir zum Kochen oder Wärmen?
  • Interessant werden die Feuertechniken, die ohne Streichholz und Feuerzeug ein Feuer entfachen können. Dazu gehören Funken schlagen, Feuer bohren und selbst mittels Taschenlampen-Batterie lässt sich ein Feuer entzünden.
  • Sollte jemand bei einer Wanderung in freier Natur ohne Schlafsack und Zelt übernachten müssen, ist der Bau eines Waldschlafsackes die beste Möglichkeit, selbst bei Minustemperaturen die Nacht ohne Erfrierungen zu überstehen. Natürliches  Isolationsmaterial wie Laub, Blätter und  Moos und die optimale Konstruktion eines Unterschlupfs helfen, eine kalte Nacht gut zu überstehen.
  • Wasser ist so elementar wichtig für unser Überleben, dass es in den Survival Techniken eine entscheidende Rolle spielt.  Wir testen dabei die selbstgebauten Wasserfilter auf ihre Tauglichkeit, im Frühjahr können wir den Saft der Bäume anzapfen, bei Tau können in den Morgenstunden reichlich Wassermengen auf einer Wiese gesammelt werden. 
  • Die gefährlichsten Gegner beim Überleben in der Wildnis heißen Unterkühlung und Dehydration. Der Mensch kommt erstaunlich lange ohne Nahrung aus, dennoch ist gerade die Nahrungsbeschaffung in freier Natur ein faszinierendes Kapitel. Von Frühling bis Herbst bieten uns zahlreiche Wildkräuter schmackhafte Nahrung, im Herbst und Winter gibt es ein paar wenige Pflanzen deren Wurzeln als Nahrung dienen könnten. Pilze sind ein spezielles Thema und müssen sehr genau studiert werden. Im Herbst und Winter sind die Beschaffung von Fleisch oder Fisch sehr wichtig, als Jäger und Angler habe ich mich seit  vielen Jahren um die Erforschung der Gewohnheiten der Tiere bemüht. Nur dann besteht auch unter schwierigen Bedingungen Aussicht auf Jagd- und Fangerfolg.

Das „einfache Leben“ in der Natur ist im Grunde sehr spannend  und vielschichtig. Neueste Erkenntnisse aus der Forschung zeigen die Wirkung von Wald auf den Menschen als eine wichtige Gesundheitsquelle, genannt „Biophilia“. Seit jeher war der Mensch mit der Natur und mit dem Wald verbunden, er hat dort seine Nahrungsquellen gefunden, seine Werkzeuge aus verschieden Baumarten erstellt, Schutz und Überleben gefunden. Die Entfremdung des Menschen aus der Natur bringt eigentlich ein erhöhtes Risiko von Krankheit und Stress, dagegen bietet uns eine Stunde Spaziergang im Wald Erholung und Erdung zu unseren Wurzeln. Die Faszination in des „einfachen Lebens in der Natur“ bedeutet die Besinnung auf das Wesentliche im Leben.

Die Survival Kurse werden in meinem Wald Camp bei Treherz  (Nähe Memmingen) durchgeführt.

Bücher von Rainer Schall: 

Feuerbuch

Rainer Schall hat zwei Bücher geschrieben, die im April 2019 beim Kosmos Verlag erschienen sind. Das “Feuer und Flamme” Buch beschreibt viele Techniken wie ein Feuer entfacht wird und welche Gerichte auf dem offenen Lagerfeuer gekocht werden können

Waldbaden

Das zweite Buch beschreibt das ” Waldbaden- mit allen Sinnen” und zeigt, mit welchen Übungen der Achtsamkeit der Wald noch intensiver erlebt werden kann. Bei der Buchvorstellung wird der Autor eine kurze Waldrunde mit den Interessenten laufen und dabei den Unterschied zwischen einem Waldspaziergang und dem “Waldbaden” erläutern. Waldbaden wird seit einigen Jahren in Japan als medizinische Vorsorge bei Burnout- Symptomen und Stresskrankheiten empfohlen.