Geschäfte und Lokale entdecken, Informatives über die Stadtgeschichte, bekannte Persönlichkeiten und Denkmäler erfahren und zwischendurch köstliche Spezialitäten probieren. Welche Gaumenfreuden und welch interessantes Wissen die kulinarische Stadtführung durch den Düsseldorfer Stadtteil Carlstadt bereithält – wir sind in den Genuss von „Carlstadt, mon amour“ gekommen. Ein Erfahrungsbericht.

Wir haben Glück. Mühsam kämpft sich die Sonne ihren Weg durch die graue Wolkenmasse und trocknet die letzten Regentropfen auf dem Bürgersteig, als wir am Maxplatz in Düsseldorf eintreffen. Zumindest das Wetter also beschert uns mit den ersten Sonnenstrahlen seit Tagen rein optisch ein südliches Flair. Carlstadt, mon amour. Es ist windig und kühl. In langen Hosen, mit Pullovern oder Jacken warten Ursula Frings und zwölf Teilnehmer bereits am Heimatbrunnen, einem der wichtigsten Denkmäler der Stadt. Es ist der Startpunkt für unsere kulinarische Stadtführung durch das kleinste Viertel Düsseldorfs.

Kunst, Kultur und Kulinarik, Antiquitäten und Ateliers, für all das steht der Stadtteil Carlstadt. „Es ist für mich das schönste Viertel“, sagt unsere Stadtführerin nach einer kurzen und herzlichen Begrüßung. Durch unterhaltsame Stadtgeschichten, aufschlussreiche Informationen, Geheimtipps und leckere Häppchen zwischendurch wird sie uns diese Liebe für Carlstadt in den folgenden zweieinhalb Stunden näher bringen.

Bevor wir zum Stadtmuseum schlendern und in einer der schönsten grünen Oasen der Stadt einen Moment der Ruhe verbringen, erfahren wir am Heimatbrunnen zunächst die wichtigsten Eckpunkte der Düsseldorfer Stadtgeschichte – von der Verleihung der Stadtrechte über einen Besuch Napoleons bis hin zum Neuaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg – sowie die Siedlungsgeschichte von Carlstadt. Die Grundstücke seien an wichtige, herrschaftliche Familien vergeben worden, erzählt Frings und ergänzt mit Blick auf die umliegenden Gebäude: „Der Bau der Häuser musste im Gegenzug binnen drei Jahren erfolgen und für die Gestaltung der Fassaden und der Dächer gab es strenge Regeln.“

Vorbei am Heinrich-Heine-Antiquariat, am Hetjens-Museum, das als einziges Institut weltweit die Keramikgeschichte umfassend wiedergibt, und am Maxhaus, ein altes Franziskanerkloster, dessen Schuleinrichtung einst Heinrich Heine besuchte, gelangen wir zum Carlsplatz. Sechs Tage die Woche herrscht auf dem etablierten Wochenmarkt buntes Treiben – ob am Markt Lokal des TV-Kochs Dave Hänsel, am Stand der Kräuterhexe mit ihren Senfspezialitäten aus Düsseldorf oder beim Suppenkönig Dauser, wo wir uns nach rund einer Stunde bei einem deftigen Eintopf nach Wahl aufwärmen.

Gestärkt setzen wir im Anschluss den Streifzug durch die kulinarische Szene auf der Hohe Straße fort. „Gibt’s hier etwas umsonst?“, fragen einige neugierige Passanten, als sie einen Blick auf einen gemischten Snack-Teller erhaschen, von dem wir uns bereits kurze Zeit später vor den Türen einer urigen portugiesischen Kneipe bedienen dürfen. Nach Käse, Wurst, Brot und Oliven flanieren wir weiter durch die Straßen, entdecken zahlreiche inhabergeführte Läden und landen für einen kleinen Nachtisch schließlich in einem verwilderten Hinterhof. Die hier gelegene französische Pâtisserie der Töchter des berühmten Künstlerehepaars Imi und Carmen Knoebel hat aufgrund der Ferienzeit zwar geschlossen, auf die typisch französischen Macarons aber müssen wir dennoch nicht verzichten: Ursula Frings hat vorgesorgt und sowohl das Trendgebäck als auch das köstliche Brot der Traditionsbäckerei Hinkel mitgebracht, dessen gelbe Tüten in Düsseldorf ein Zeichen für Gourmets seien, wie sie verrät.

Das Brot probieren wir bei einem Getränk in einer gemütlichen Kneipe, nachdem wir zuvor einen Blick auf das umstrittene Heinrich-Heine-Monument, das den Dichter in Gestalt seiner zerstückelten Totenmaske zeigt, geworfen haben. Der Hinterhof des sanierungsbedürftigen Wohnhauses des Komponistenehepaares Clara und Robert Schumann, über das ein Rechtsstreit entbrannt ist, sowie das Düsseldorfer-Marionetten-Theater sind die letzten Stationen auf unsere Tour. „Den Besuch einer Aufführung kann ich wärmstens empfehlen“, sagt Frings. „Und das Theater-Café ist das schönste der ganzen Stadt!“ Das schönste Café im schönsten Teil der Stadt. Damit schließt sich der Kreis und damit endet unsere Tour. Carlstadt, mon amour.