Der letzte Winter machte sich durch milde Temperaturen bemerkbar, die auch vor den Pisten und Abfahrten der Skigebiete nicht Halt machten. Wintersportler sahen sich mit grünen Hängen, geschlossenen Liften und inaktiven Pisten konfrontiert, denn statt Schneeflocken gab es vielerorts lediglich Regen. Grund dafür war eine Warmfront in der Alpenregion, die feuchte Luft mit sich brachte. Dadurch kam die Skisaison eher schleppend in Gang, denn zu Beginn der Saison war lediglich ein Teilbetrieb möglich und viele Gebiete mussten zusätzlich künstlich beschneit werden. Aber nicht nur einzelne Warmwetterfronten sorgen für Frust bei Wintersportlern und Skiliftbetreibern, auch die allgemeine Erderwärmung macht sich mittlerweile immer deutlicher bemerkbar. Gerade die Skigebiete, die in niedrigen Höhenlagen liegen, leiden unter den warmen Temperaturen, aber auch mittlere Lagen müssen immer häufiger auf den Einsatz von Schneekanonen zurückgreifen, um ihre Besucher bei Laune zu halten.

Eine Studie des Innsbrucker Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung fand heraus, dass die kommenden 30 Jahre noch problemlos für schneeweiße Abfahrten gesorgt werden kann. Dafür Sorge tragen sollen die sogenannten Schneekanonen, die vor allem in tiefer gelegenen Skigebieten immer wichtiger werden. Und nach Ablauf dieser Schonfrist? Glaubt man Experten wie dem LMU-Professor Jürgen Schmude, so werden Schneekanonen bis zum Jahr 2050 nicht mehr wirtschaftlich sein, lediglich an der Zugspitze könne dann noch problemlos Skitourismus betrieben werden: “Skifahren in den bayerischen Alpen ist langfristig gesehen ein Modell der Vergangenheit.” (vollständiges Interview hier). Schmude untersuchte den Skitourismus zu diesem Zweck rein ökonomisch und stellte die Frage, wann und ob dieser angesichts des Klimawandels überhaupt noch lohnenswert ist.

Auch das Umweltbundesamt gibt zu bedenken, dass die durchschnittliche Temperaturzunahme in den vergangenen Jahren bei immerhin 1,5 bis 3,5 Grad Celsius liege und sich Beschneiungsanlagen aufgrund ihrer hohen Investitionskosten nur bei stark frequentierten Pisten und bei hoher Beförderungskapazität lohnen würden. In vielen deutschen Skigebieten sind diese beiden Voraussetzungen aber nicht gegeben. Tatsächlich gehen die modernen Maschinerien zum Teil außerdem enorm zu Lasten der Umwelt – pro Hektar werden bei der künstlichen Beschneiung knapp eine Million Liter Wasser benötigt, was dem ungefähren Jahresbedarf einer Großstadt wie Wien entspricht. In Bergregionen wie den Alpen führen einige Flüsse aus diesem Grund heute bereits 70% weniger Wasser als noch vor der Einführung der Schneekanonen. Eine Entwicklung, die vor allem für die ansässige Tier- und Pflanzenwelt mit Problemen verbunden ist.

Kunstschnee und seine Folgen

Kunstschnee ist im Vergleich zu echtem Schnee deutlich dichter und daher weniger wasserdurchlässig. Das ist vor allem für die Vegetation unter der Schneedecke ein Problem.

Die Tierwelt wird hingegen von dem teils beträchtlichen Lärm belästigt, welcher durch die Maschinen verursacht wird. Der Bund Naturschutz erläutert, dass das Pfeifen und hohe Sirren der Maschinen insbesondere nachts kilometerweit zu hören ist und zu Stressreaktionen bei den heimischen Tiere führen kann.

Nicht nur der Kunstschnee, sondern auch neue Skipisten oder Rodelbahnen allgemein können für Probleme sorgen. Wälder werden gerodet, Bäume entwurzelt und der Boden muss planiert werden. Doch gerade bei diesen künstlich angelegten Ebenen ist der Boden kaum mehr in der Lage, genügend Wasser aufzunehmen, wodurch automatisch die Gefahr von Schlamm- und Gerölllawinen, Erosion und Überschwemmungen droht.

Skiregionen oberhalb der 1500 Meter sind für Urlauber allerdings noch vergleichsweise problemlos nutzbar, denn hier ist die Schneesicherheit in der Regel gewährleistet. Und trotz aller Kritik gegenüber dem Skitourismus ist und bleibt der Wintersport nach wie vor eine spannende und interessante Branche für Aktivurlauber und Sportler, die sich inmitten der Natur entspannen oder austoben möchten. Der Blick auf die Berge und die ruhige Atmosphäre bieten die perfekte Kulisse, um sich vom Alltagsstress zu erholen, gleichzeitig gilt die frische Bergluft außerdem auch als sehr gesund. Ebenso steht aber auch die körperliche Ertüchtigung im Fokus, denn wer in den Winterurlaub fährt, der wird zweifellos auch mindestens einmal auf den Brettern stehen oder die umliegenden Täler und Hänge bei einer Wanderung erkunden. Tatsächlich geht der Trend zum Wandern und Entdecken inmitten der Natur mittlerweile schon wieder soweit, dass Besucher freiwillig auf komfortable Gondeln und Lifte verzichten und stattdessen das sogenannte „Skitourengehen“ für sich entdecken. Das ist mitunter zwar sehr anstrengend, bringt dafür aber ganz neue Eindrücke abseits der vollen Pisten und Wege mit sich. Vielleicht gerade aus diesem Grund sind diese Touren sehr beliebt für Junggesellenabschiede. Stehen also auch im Wintersport die Zeichen auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein? Geht es nach den derzeitigen Trends der Szene, so spielt die unberührte Naturkulisse zumindest eine sehr große Rolle und trägt letztendlich auch stark zum typischen Feeling auf der Piste bei. Damit es aber auch langfristig so bleibt, müssen nicht nur die Skiregionen, sondern auch die Winterurlauber aktiv werden.

Abseits der gesicherten Pisten

Die teilweise wärmeren Temperaturen sorgen allerdings auch dafür, dass Wintersportler sich dementsprechend auf das Wetter vorbereiten müssen. Gerade die Erwärmung der oberen Schichten bringt es etwa mit sich, dass die Schneefestigkeit verringert wird und ein Abschmelzen oder Abrutschen der Schneemasse möglich ist. Wintersportler mit wenig Erfahrung sollten sich aus diesem Grund nicht ohne geschulten Guide abseits der ausgeschilderten Wege und Pisten aufhalten – denn knapp 90 Prozent aller Lawinen werden durch Menschen oder Tiere ausgelöst, wobei schon geringste Belastungen genügen. An besonders gefährlichen Hängen wird aus diesem Grund bereits kontrolliert gesprengt, um Lawinen präventiv in risikoreichen Regionen auszulösen. 

Bei Bedarf können sich Interessierte zu diesem Zweck mittlerweile auch in speziellen Kursen anmelden, um so alle wichtigen Schritte rund um die Lawinengefahr zu erlernen – hierfür stehen etliche Lawinen-Infostellen bereit, so wie sie beispielsweise der Deutsche Alpenverein bietet. Wer in Risikogebieten – also fernab der Piste – gut vorbereitet sein möchte, sollte an folgendes denken:

  • Lawinenverschütteten-Suchgerät
  • Sonde für eine schnelle Feinortung
  • Schaufel für die Bergung aus den sehr verdichteten Schneeschichten
  • Weiterhin hilfreich ist der sogenannte Lawinenairbag (wird wie ein Rucksack getragen und enthält zwei mit Stickstoff gefüllte Luftkammern, die dem Gefährdeten Auftrieb geben und den Verschüttungsgrad verringern)

Kommt es tatsächlich zu einer Verschüttung, so hängt das Überleben der Opfer meist von einer schnellen Bergung ab, die allerdings auch hohe Kosten mit sich bringen kann. Pro Minute kostet ein Helikopter-Einsatz knapp 80 Euro, wobei die typische Bergungszeit bis zu 60 Minuten in Anspruch nehmen kann. Viele Versicherungen decken diese Kosten allerdings nur anteilig ab – der Wintersport abseits der gekennzeichneten Pisten kann also nicht nur gefährlich, sondern auch richtig teuer werden.

Die Alternative zur Schneekanone

Skifahrer können die verursachte Umweltbelastung aber zumindest so gering wie möglich halten, indem sie auf unterschiedliche Weise aktiv werden. So empfiehlt der WWF, dass die Anreise eher mit der Bahn als mit dem Auto stattfinden sollte und beim Skifahren selbst ausschließlich die ausgewiesenen Pisten zu befahren sind. Ebenso lohnt sich ein Blick auf das Hotelangebot, denn mittlerweile haben sich viele Betriebe verschiedenen Umweltzielen verschrieben und werben ganz gezielt mit entsprechenden Umweltzeichen. Wer zusätzlich Skigebiete meidet, die exzessiv Gebrauch von Schneekanonen machen, trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei. Oftmals genügt hier bereits ein schneller Blick auf die Website einer Skiregion, um nachzuschlagen, woher der dortige Schnee stammt. Einige Regionen haben sich mittlerweile aber auch vollständig dem umweltbewussten Skisport verschrieben und verzichten daher auf präparierte Pisten, nutzen erneuerbare Energien oder verfügen über eine gute Verkehrsanbindung. Dort wird außerdem stets nur eine gewisse Anzahl an Skifahrern auf die Abfahrten gelassen, sodass einerseits eine Überfüllung vermieden werden kann und andererseits der Fahrgenuss steigt. Ein Beispiel für diese Form des umweltfreundlichen Skitourismus ist der Verein „Alpine Pearls“, welcher aktuell länderübergreifend 28 alpine Ferienorte unter einem Dach zusammenfasst.

Was sich zukünftig verändern muss

Derzeit verschließen viele Wintersportgemeinden noch die Augen vor den negativen Folgen des Klimawandels. Regionale Strategien und Konzepte gilt es in diesem Zusammenhang zu entwickeln, bei denen sowohl Experten als auch Betroffene und politische Akteure miteinbezogen werden sollten. In der Zukunft wird es voraussichtlich nicht mehr genügen, den Fokus allein auf das Skifahren zu legen – stattdessen werden auch „weichere“ Angebote wie etwa das Schneeschuhwandern an Wichtigkeit gewinnen, aber auch wetterunabhängige Ganzjahresangebote wie etwa Indoor-Events, Thermalbäder oder Ausstellungen könnten die Attraktivität der Reiseziele erhöhen.